Jeder Angehörige hat die Möglichkeit, sofern der betroffene Patient es wünscht, ein Gespräch mit dem Arzt der Station 51 zu führen. Melden Sie sich einfach unter der Telefonnummer 05921 84 4510.
10 Tipps für Angehörige und Freunde
1. Keine Vorwürfe machen
Betroffene sind nicht mit Absicht in ihre Situation geraten. Vorwürfe helfen selten, sie bewirken meist Gegenteil.
2. Nichthelfen kann Hilfe sein
Helfen sie Betroffenen nicht zu früh aus ihrer misslichen Lage. Sie haben sonst das Gefühl, alles laufe ja bestens. Sie müssen die Folgen ihres Verhaltens aber selbst zu spüren bekommen.
3. Sich selbst nichts vormachen
Suchtmittelabhängigkeit ist keine momentane Krise, die von selbst wieder verschwindet, sondern eine Erkrankung, die professionelle Behandlung erfordert.
4. Hilflosigkeit erkennen
Abhängige sind weder willensschwach noch lieblos, sondern meist nicht in der Lage, sich selbst zu helfen. Ebenso hilflos sind oft Angehörige, die in einen eigenen Teufelskreis geraten sind.
5. Zu sich selbst schauen
Konzentrieren Sie nicht ihre ganze Aufmerksamkeit auf die Probleme Anderer. Kümmern Sie sich auch um sich selbst. Wer nicht auf sich schaut, fällt längerfristig auch als Helfer aus.
6. Persönlichkeit des abhängigen Menschen respektieren
Suchtkranke sind nicht einfach charakterschwach. Sie sind krank. Aber sie müssen lernen, die Verantwortung für ihr Leben selbst zu übernehmen.
7. Eigene Angst überwinden
Wenn Abhängige ihr Verhalten nicht ändern, liegt es an ihrem Umfeld, daraus die Konsequenzen zu ziehen. Angst vor möglichen Konsequenzen ist ein schlechter Ratgeber.
8. Konsequent bleiben
Drohen Sie nicht mit Maßnahmen, von denen sie nicht sicher sind, sie auch umsetzen zu können. Angekündigte Maßnahmen werden sonst schnell zu leeren und wirkungslosen Drohungen.
9. Selbst Hilfe annehmen
Helfen ist belastend. Nehmen Sie deshalb selbst Hilfe und Unterstützung in Anspruch. Sie haben ein Recht darauf. Hilflose Helfer nützen niemandem etwas. Selbsthilfegruppen & auch die Suchtberatungen helfen auch Angehörige.
10. Hoffnung nicht aufgeben
Hoffnungslosigkeit lähmt!
Ob als Partner, Familienangehöriger oder Freund: An der Seite eines suchtkranken Menschen leiden auch Sie unter der Situation. Der Wunsch, dem Betroffenen zu helfen, bestimmt Ihren Alltag und verlangt Ihnen einiges ab. Immer häufiger merken Sie, dass Ihre Kräfte schwinden. Doch Sie sind nicht allein. Zahlreiche Hilfsangebote weisen Wege aus dem Teufelskreis.
Als Angehöriger eines suchtkranken Menschen würden Sie den Betroffenen am liebsten durch Liebe und Zuneigung aus den Fängen seiner Sucht befreien. Um ihm zu helfen, übernehmen Sie viele seiner Aufgaben - stets in der Hoffnung, dass er sich dadurch erholt, zu sich kommt und das Suchtmittel nicht mehr braucht. Doch leider fördert dieses Verhalten die Sucht.
Auch wenn es paradox klingt: Sie helfen Ihrem Angehörigen am ehesten, wenn Sie aufhören, seine Sucht zu kontrollieren. Damit geben Sie ihm die Möglichkeit, Verantwortung für sein Handeln zu übernehmen. Als Elternteil eines suchtkranken Kindes ist dieser Schritt oft besonders schwer. Wichtig ist, dass Sie sich in solchen Momenten klarmachen, dass Sie an der Situation des Betroffenen nichts ändern können. Der Wille, die Sucht aufzugeben, muss von ihm selbst kommen.
Tatenlos zusehen müssen Sie trotzdem nicht. Indem Sie Ihre eigene Situation ändern, können Sie der Abwärtsspirale aktiv entgegenwirken.
Oft fordert der Umgang mit einem suchtkranken Menschen viel Geduld, Verständnis, aber auch entschlossenes Handeln. Wichtig ist, dass Sie klare Grenzen setzen und wieder Raum für sich sowie die Dinge und Menschen schaffen, die Ihnen wichtig sind. Dadurch schöpfen Sie neue Kraft und können in schwierigen Situationen besonnen reagieren.
Mit professioneller Hilfe können Sie lernen, Ihren suchtkranken Angehörigen zu unterstützen, ohne Ihre eigenen Bedürfnisse zu vernachlässigen. Erfahrene Ansprechpartner finden Sie in zahlreichen Beratungsstellen und Selbsthilfegruppen in Ihrer Nähe. Neben hilfreichen Informationen zur Sucht und ihren Auswirkungen erhalten Sie hier auch emotionalen Beistand und können sich mit Menschen austauschen, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben wie Sie.
Es ist ein Zeichen innerer Stärke, wenn Sie sich professionelle Hilfe suchen. Denn es bedeutet, dass Sie Verantwortung übernehmen und etwas an der Situation ändern möchten. Dabei entscheiden Sie allein, welche Hilfen Sie in Anspruch nehmen möchten und welche nicht.
Sind Sie durch die Situation stark belastet, können auch Sie als Angehöriger eines suchtkranken Menschen bei Bedarf eine Psychotherapie oder eine Kur beantragen. Sprechen Sie mit Ihrem Hausarzt oder wenden Sie sich an die Mitarbeiter einer Beratungsstelle.
Ein Verzeichnis aller regionalen Drogen- und Suchtberatungsstellen finden Sie unter www.suchthilfeverzeichnis.de.
Neben den Angeboten vor Ort können Sie sich auch telefonisch beraten lassen. Eine erste Anlaufstelle bietet die bundesweite Sucht- und Drogenhotline unter der Nummer 018 05 31 30 31.
Ein Rückfall kann Scham auslösen. Vielleicht gibt er Ihnen auch das Gefühl, versagt oder Nahestehende enttäuscht zu haben. Doch ein Rückfall kann zur Erkrankung dazugehören. Denn bleibende Veränderungen im Gehirn lösen das Verlangen nach Suchtmitteln aus. Je eher Sie sich Hilfe holen, umso größer ist Ihre Chance, dauerhaft abstinent zu bleiben.
In manchen Situationen ist die Verlockung vielleicht groß oder Ihr Suchtdruck zu stark. Wenn Sie rückfällig geworden sind, holen Sie sich am besten Hilfe in einer Selbsthilfegruppe, einer Suchtberatungsstelle oder einer Praxis für Psychotherapie. Einen Rückfall können Sie als Möglichkeit begreifen, um daraus zu lernen. Das verbessert Ihre Aussicht auf ein dauerhaft selbstbestimmtes Leben frei von Suchtmitteln.
Sie können sich vor einem Rückfall schützen, indem Sie eine Selbsthilfegruppe besuchen. Die Rückfallquote unter den Teilnehmenden betrug laut einer Untersuchung der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen e. V. (DHS) im Jahr 2017 nur 13 Prozent. 77 Prozent von ihnen fanden nach dem Rückfall wieder in ein suchtmittelfreies Leben zurück. Außerdem können Sie lernen, in welchen Situationen Sie besonders gefährdet sind, rückfällig zu werden. Die häufigsten Auslöser für einen Rückfall sind negative Emotionen, allen voran Enttäuschung. Soziale Konflikte wie Streit mit Angehörigen können beispielsweise zu einem Rückfall führen. Weitere häufige Auslöser sind:
Besonders wenn Sie ein Suchtmittel dauerhaft konsumiert haben, um Probleme zu lösen, kann das Strukturen in Ihrem Gehirn verändern: Es bildet immer mehr Rezeptoren aus, die auf den Suchtstoff ansprechen und das sogenannte Glückshormon Dopamin ausschütten. Dieses Suchtgedächtnis speichert Wahrnehmungen aus belastenden Situationen zusammen mit dem Dopamin-Kick als vermeintliche Belohnung ab. Ohne Droge gerät Ihr Dopaminhaushalt in einer solchen Situation dann umso stärker aus dem Gleichgewicht. Die Folge: Sie verspüren Verlangen nach dem Suchtmittel (Suchtdruck, Craving). Wächst das Suchtgedächtnis weiter, können sogar Umweltreize wie das Geräusch beim Öffnen einer Flasche - auch unabhängig von Risikosituationen - Craving bei Ihnen auslösen.
Manche Situationen können Sie meiden, um sich nicht zu gefährden. Indem Sie Schritt für Schritt lernen, Risikosituationen ohne Suchtmittel zu bewältigen, können Sie Craving dauerhaft vermindern. Dabei können Sie einen Mangel an Glücksbotenstoffen ausgleichen:
Viele Menschen, die heute zufrieden ohne Suchtmittel leben, hatten zuvor mit Rückfällen zu kämpfen. Profitieren Sie von ihrer Erfahrung und entwickeln Sie Ihre individuellen Strategien gegen den Suchtdruck.
Nützliche Links:
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Sucht und Drogen BMG - Bundesgesundheitsministerium
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